Warum wir Gewinne und Verluste nicht gleichbehandeln ?

Beim Investieren wiegen Verluste schwerer als Gewinne - psychologisch, mathematisch und in der professionellen Verantwortung.

Verhalten: Geld zu verlieren schmerzt etwa doppelt so stark, wie der gleiche Gewinn Freude bereitet (Kahneman & Tversky, 1979).

Mathematik: Verluste aufzuholen ist schwieriger:

  • –5% braucht +5,3%

  • –10% braucht +11%

  • –25% braucht +33%

  • –50% braucht +100%

Verantwortung: Manager werden für Verluste strenger beurteilt als für entgangene Gewinne. Ein signifikanter Drawdown kann als „übermäßiges Risiko“ im Vergleich zu Erwartungen oder Benchmarks erscheinen und zu Abzug von Kundengeldern oder sogar rechtlichen Schritten führen.

Diese Faktoren machen die Portfolio-Bewertung grundsätzlich asymmetrisch: Verluste zu vermeiden ist wichtiger, als Gewinne nachzujagen.

Die verhaltensbezogene Seite: warum Verluste stärker wirken

Jahrzehnte an Forschung in Behavioral Finance bestätigen: Verluste dominieren die Wahrnehmung von Risiko.

Prospect Theory (1979): Kahneman & Tversky zeigten, dass Menschen Verluste etwa doppelt so stark wie gleich große Gewinne gewichten. Das war die Geburtsstunde der „Verlustaversion“.

Myopic Loss Aversion (Benartzi & Thaler, 1995): Anleger, die ihre Portfolios zu oft prüfen, sehen mehr Verluste und gehen weniger Risiko ein - was erklärt, warum viele unterinvestiert bleiben in Aktien.

Disposition Effect (Odean, 1998): Anleger halten verlustreiche Titel zu lange und verkaufen Gewinner zu früh, weil es schmerzhafter ist, Verluste zu realisieren, als Gewinne zu sichern.

Feld- und Experimentalstudien (Camerer, 2005 Review): Ob im Labor oder auf realen Märkten, Menschen meiden systematisch Wetten mit möglichen Verlusten, selbst wenn die Chancen vorteilhaft sind.

Neurowissenschaft (Tom et al., 2007, Science): Gehirnscans zeigen, dass Verluste stärkere Reaktionen in schmerzbezogenen Arealen auslösen als Gewinne in Belohnungsarealen. Verlustaversion ist neurologisch verankert.

Moderne Evidenz (Barberis, 2013): Sowohl professionelle Manager als auch Privatanleger werden nach Abschwüngen risikoscheuer, selbst wenn sich die Fundamentaldaten nicht verändert haben.

Alle diese Befunde weisen in die gleiche Richtung: Verluste überwiegen Gewinne, und das Verhalten der Anleger spiegelt diese Asymmetrie konsequent wider.

Die mathematische Seite: Zinseszinseffekt und Drawdowns

Neben der Psychologie verstärkt auch die Mathematik die Notwendigkeit der Asymmetrie:

  • Verluste verringern die Basis, auf der künftige Gewinne berechnet werden.

  • Je tiefer der Drawdown, desto schwieriger die Erholung.

Deshalb ist Volatilität nicht neutral, sie erhöht das Risiko signifikanter Verluste, die sich langfristig kumulieren.

Daher ist auch Konvexität vorteilhaft. Verluste zu begrenzen und an Gewinnen teilzunehmen bringt einen echten Vorteil für langfristige Renditen, und Vermögensverwalter, die diesen Payoff schaffen, sollten dafür Anerkennung erhalten.

Die Agency-Seite: Asymmetrische Verantwortung

Professionelle Manager sehen sich einer zusätzlichen Asymmetrie gegenüber: Sie sind gegenüber Kunden, Peers und Aufsichtsbehörden verantwortlich.

  • Asymmetrische Schuldzuweisung: Nach einem Verlust droht der Vorwurf, zu viel Risiko im Vergleich zu Benchmarks eingegangen zu sein, faktisch ein „rechtlicher Put“ für Kunden.

  • Konservatismus als Versicherung: Um rechtliche oder Reputationsrisiken zu reduzieren, neigen Manager zu einer konservativeren Haltung.

  • Peer-Druck: Zu viel Vorsicht birgt die Gefahr, gegenüber Peers zurückzufallen und Kunden wegen Underperformance zu verlieren.

Das schafft einen starken Bedarf an Peer-Bewusstsein: Manager müssen wissen, wie andere abschneiden und welche Risiken sie eingehen. Ohne diesen Kontext ist schwer zu beurteilen, ob die eigene Haltung vertretbar ist.

Wie das Perfometer dies integriert

Das Wetter-Modell des Perfometers nutzt eine asymmetrische Kurve zur Bewertung von Portfolios gegenüber ihrem Referenzindex (typischerweise dem Performance Watcher Index – PWI+):

  • Relativ hohe Volatilität wird bestraft, auch wenn die Renditen gut aussehen, da sie das Risiko tiefer Drawdowns erhöht.

  • In Abwärtsmärkten werden Portfolios belohnt, die Kapital durch niedrige Volatilität schützen, weil flachere Drawdowns die Zinseszinswirkung stützen.

Das Ergebnis ist ein nicht-lineares Scoring, bei dem das Abwärtsrisiko stärker gewichtet wird als die Gewinnmitnahme.

Wetter als einfache Sprache für Komplexität

Anstelle technischer Kennzahlen macht die Wetter-Metapher die Portfolioqualität intuitiv verständlich:

  • Strahlende – Deutliche Outperformance bei kontrolliertem Risiko.

  • Sonnig – Signifikante Outperformance mit gut gemanagtem Risiko.

  • Aufhellungen – Leichte Outperformance oder ausgewogene Performance.

  • Bewölkt – Underperformance mit begrenztem Risiko.

  • Bedeckt – Signifikante Underperformance.

  • Regnerisch – Deutliche Underperformance und/oder übermäßiges Risiko.

Diese sechsstufige Skala hilft Managern und Kunden, die “Wetterlage” eines Portfolios sofort zu sehen, ohne Kennzahlen interpretieren zu müssen.

Das asymmetrische Design des Perfometers ist nicht zufällig

Es spiegelt drei Investment-Realitäten:

  • Verhalten: Anleger empfinden Verluste stärker als Gewinne.

  • Mathematik: Verluste aufzuholen ist schwieriger, als sie zu erleiden.

  • Accountability: Manager werden für Verluste strenger beurteilt und brauchen Peer-Kontext, um ihre Entscheidungen zu rechtfertigen.

Durch die Verbindung dieser Fakten in einem Rahmen und die einzigartige Einbettung von peer-relativer Performance und Risiko bietet Performance Watcher eine transparente und faire Möglichkeit, die Portfolioqualität zu bewerten.

Ausgewählte Referenzen

Kahneman, D., & Tversky, A. (1979). Prospect Theory: An Analysis of Decision under Risk. Econometrica, 47(2), 263–291.

Tversky, A., & Kahneman, D. (1992). Advances in Prospect Theory: Cumulative Representation of Uncertainty. Journal of Risk and Uncertainty, 5(4), 297–323.

Benartzi, S., & Thaler, R. (1995). Myopic Loss Aversion and the Equity Premium Puzzle. Quarterly Journal of Economics, 110(1), 73–92.

Odean, T. (1998). Are Investors Reluctant to Realize Their Losses? Journal of Finance, 53(5), 1775–1798.

Camerer, C. (2005). Three Cheers—Psychological, Theoretical, Empirical—for Loss Aversion. Journal of Marketing Research, 42(2), 129–133.

Tom, S. M., Fox, C. R., Trepel, C., & Poldrack, R. A. (2007). The Neural Basis of Loss Aversion in Decision-Making under Risk. Science, 315(5811), 515–518.

Barberis, N. (2013). Thirty Years of Prospect Theory in Economics: A Review and Assessment. Journal of Economic Perspectives, 27(1), 173–196.